- Gebrechen
- 1. An fremden Gebrechen erkennt man die eigenen Schwächen.Poln.: Kto cudzę nędzę uważy lekcéj sobie swoję waży. (Wurzbach I, 253.)2. Bî Gebrek van Lüde wurd mîn Sön noch wol Grosskanzler. – Hauskalender, III.3. Bî Gebrek1 vun Volk, ward de Snîder Karkvâgd. – Frommann, II, 390, 72.1) Gebrechen, Mangel. – Weil es an andern Leuten fehlte, wurde der Schneider Kirchvogt.Holl.: Bij gebrek van eenen wijze zet men den zot in den zetel. (Harrebomée, I, 209.)4. Eigenes Gebrechen sieht man nicht. – Simrock, 3118.5. Es ist mancher mit Gebrechen behenckt, wie ein Schlittenpferd mit Schellen vnd hört sie doch nicht. – Lehmann, 507, 70.6. Etliche Gebrechen bessern sich, so man sie nicht bessert.7. Gebrech findt man nur bei Leuthen. – Henisch, 1395, 40; Petri, II, 325.Luther sagt: »Der Gebrech ist an uns.« Und an einer andern Stelle: »Mit Leuten, die nach Empfahung des H. Abendmals zappeln und unruhig sind, ist weisslich zu handeln, dann der Gebrech ist am Glauben.« (Saltzmann, Anh. 29.)8. Gemein Gebrech muss man dulden.Holl.: Een gemeen gebrek moet men dulden. – Het gebrek van wijzen doet de zotten rijzen. (Harrebomée, I, 209.)9. Man sieht auf fremde Gebrechen und vergisst die eigenen Schwächen.10. Niemand ist ohn gebrech oder mangel. – Henisch, 1395, 41; Petri, II, 494; Lehmann, II, 428, 109.Holl.: In alle staten is gebrek. – Niemand is zonder gebrek. (Harrebomée, I, 209.)11. Wenn man von den Gebrechen seiner Aeltern spricht, soll es mit Furcht und Zittern geschehen. – Unsere Tage (Braunschweig 1864), Hft. 59, S. 419.12. Wer eines andern gebrechen aussbreitet, der ist offt mehr verhasst, als dem sie anhangen. – Lehmann, 645, 45.Dän.: Døm ei forsnart om andres bræk, at du ei blive skal en giæk. (Prov. dan., 116.)13. Wir sehen vnser aigen gebrechen nicht. – Henisch, 1395.Holl.: Iedereen is blind voor zijne eigene gebreken. – Niemand ziet zijne eigene gebreken. (Harrebomée, I, 209.)*14. Et es kenn Vexires Gebreken. (Meurs.) – Firmenich, I, 406, 370.[Zusätze und Ergänzungen]15. Bi Gebrekk von Höner frett de Bûr grise Kraien. – Stürenburg, 67a.16. Ein jeder hat sein Gebrechen, keiner weiss, wer den grössten hat. – Monatsblätter, V, 95, 2.17. Fremde Gebrechen sieht man eher als die eigenen.*18. He draf sin Gebreck nich seggen. – Stürenburg, 67a.Er darf seine Noth nicht klagen.
Deutsches Sprichwörter-Lexikon . 2015.